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Lichtblick Nr. 22 (Dezember 2017)

Worte und Gedanken

Kenneth Wapnick

Einleitung: Claudius' Klage

Im dritten Aufzug von Hamlet spricht König Claudius, der Onkel des Protagonisten – »der blutschänderische Ehebrecher« –, ein Gebet, augenscheinlich um sich der Schuld zu entledigen, die er nach dem Mord am König, seinem Bruder und Hamlets Vater, empfindet. Doch die Vergeblichkeit von Claudius’ Bemühungen spiegelt sich in folgenden Worten, während er sich frustriert von seinem fruchtlosen Gebet erhebt:

Die Worte fliegen auf, der Sinn hat keine Schwingen: Wort ohne Sinn kann nicht zum Himmel dringen (3. Aufzug, 3. Szene).

Was der König damit meint, ist, dass die Worte, die er beim Beten spricht (d.h. die Bitte um Vergebung), leer sind und nicht zum Himmel gehen, da es ihnen an echter innerer Absicht mangelt, was in dem Stück eindeutig der Fall ist.

Claudius’ Klage ist auch die unsere, da wir alle der »Sünde« schuldig sind, nicht zu meinen, was wir sagen, denn zwischen unseren augenscheinlich rechtgesinnten Worten und unseren falschgesinnten Gedanken klafft eine Diskrepanz. In der Tat: Solange wir Körper sind, werden wir nie voll und ganz die Worte meinen, die wir sagen. Die Liebesbeteuerungen an unseren Schöpfer müssen zwangsläufig im Widerspruch zu dem verborgenen Hass stehen, den wir in den Gruften unseres Geistes verschlossen halten, vergraben unter dem Geröll von Schuld und Angst, die das Fundament des Egodenksystems bilden. Gleichzeitig sind unsere Äußerungen der Geringschätzung, der Enttäuschung und des Unglaubens nichts weiter als ein Deckmantel über der tiefen Liebe, die wir für unsere Quelle empfinden, was im Textbuch als die Anziehungskraft der Liebe auf die Liebe bezeichnet wird (T-12.VIII).

Diese verdunkelten Grüfte im Geist sind das, was wir das Unbewusste nennen. Interessanterweise existierten Ahnungen von diesem riesigen unbekannten Reservoir aus vergrabenen Gedanken und Gefühlen lange, bevor Freud es auf die psychologische Landkarte setzte. Shakespeares künstlerische Intuition beispielsweise galt der Erforschung dieser geheimnisvollen Reiche, was ein Grund dafür war, dass Freud sowohl den psychologischen wie auch den literarischen Genius des Barden verehrte. Tatsächlich ließe sich ohne ein Verständnis von der im Geist lagernden Schuld und Angst niemals nachvollziehen, warum unsere bewussten Gebete, die wir für aufrichtig halten, »nicht zum Himmel dringen«. Um mit dem heiligen Paulus zu sprechen: »Denn das Gute, das ich will, das tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich« (Römer 7,19). Aus diesem Grunde lässt Jesus an uns die Mahnung ergehen, »nicht [unseren] guten Absichten [zu vertrauen]. Sie reichen nicht aus« (T-18.IV.2:1-2). Im Übungsbuch beschreibt Jesus deutlich den Kontrast zwischen unseren Worten und Gedanken, ein Widerhall von Shakespeares moralisch gefallenem König:

Diese Worte [»Ich will den Frieden Gottes «] zu sagen ist nichts. Doch diese Worte zu meinen ist alles ... Doch wenige fürwahr haben sie gemeint. Du brauchst nur auf die Welt zu schauen, die du um dich herum siehst, um dich davon zu überzeugen, wie wenige es sind (Ü-I.185.1:1-2; 2:7-8).

Der Zweck des vorliegenden Artikels besteht daher darin, die Beziehung zwischen unseren Worten und unseren Gedanken zu untersuchen. Wir beginnen mit dem Konflikt zwischen ihnen, der aus der fundamentalen Unehrlichkeit mit uns selbst resultiert, fahren fort mit der Heilung des Konflikts, die erfolgt, wenn wir mit uns selbst (und Jesus) ehrlich sind, und schließen mit der endgültigen Lösung aller Konflikte: sobald wir den einen Gedanken akzeptieren, der alle unsere kleinen Worte und Gedanken transzendiert.

Worte und Gedanken: Unehrlichkeit und Konflikt

Unehrlichkeit ist eines der hervorstechendsten und bösartigsten Merkmale des Ego, und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass Jesus Ehrlichkeit zur zweiten Eigenschaft von Gottes fortgeschrittenen Lehrern macht:

Der Geistesfrieden, den die fortgeschrittenen Lehrer Gottes erfahren, ist größtenteils ihrer vollkommenen Ehrlichkeit zuzuschreiben. Nur der Wunsch zu täuschen führt zu Krieg. Niemand, der mit sich selber eins ist, kann sich Konflikt überhaupt vorstellen. Konflikt ist die unvermeidliche Folge von Selbsttäuschung, und Selbsttäuschung ist Unehrlichkeit (H-4.II.2:1-4).

Solche Lehrer sind, wie wir lesen, konfliktfrei:

Darin, wie in allen Dingen, sind sie ehrlich. Sie können nur erfolgreich sein, weil sie niemals ihren Willen alleine tun (H-4.II.2:8-9).

Doch da nur sehr wenige von uns sich als fortgeschrittene Lehrer betrachten können, spricht uns Jesus auf der Anfängerebene an (dem unteren Ende der Leiter [S-I.II]), auf der wir glauben Körper zu sein, die in einem materiellen Universum leben. Als ich, basierend auf der Schrift Psychotherapie: Zweck, Prozess und Praxis, Seminare für Psychotherapeuten abhielt, habe ich oft die folgenden ernüchternden und uns zur Bescheidenheit auffordernden Sätze vorgelesen, die sich auch leicht auf die meisten Schüler von Ein Kurs in Wundern anwenden lassen:

Die meisten professionellen Therapeuten sind immer noch am Startpunkt des Anfangsstadiums der ersten Reise. Selbst jene, die begonnen haben zu verstehen, was sie tun müssen, mögen sich immer noch dem Aufbruch widersetzen (P-3.II.8:5-6).

Daher lautet eine wichtige Lehre des Kurses, dass Gottes Sohn gleich von Anfang an unehrlich war – einem Anfang, der immer präsent ist, weil Zeit in Wirklichkeit nichtlinear ist: Er hat sich über seine Identität als Geist hinweggetäuscht und setzt die Täuschung fort, indem er sich für einen Körper hält. Die einzige Übungsbuchlektion, die mehr als einmal – in der Tat dreimal – auftaucht, lautet: Ich bin, wie Gott mich schuf (Lektion 94, 110, 162). Diese Aussage wird an verschiedenen Stellen in allen drei Bänden des Kurses wiederholt. Gott schuf den reinen Geist, die nichträumliche und nichtzeitliche Ausdehnung seines nichtdualistischen Selbstes und Willens. Wenn das wahr ist, wie Jesus uns nachdrücklich lehrt, dann müssen alle Gedanken und Erfahrungen, die uns glauben lassen, dass wir Körper sind – psychophysische Wesen, die in einer dualistischen Welt der Trennung und Wahrnehmung leben –, zwangsläufig eine Lüge und daher inhärent unehrlich sein.

Vergegenwärtigen wir uns also, was unser Leben in der Welt in Wahrheit ist. Ein Teil von uns, der Geist, den wir vergessen haben und der die Macht der Entscheidung innehat, weiß ständig, dass das Selbst und die Lage, in der wir uns erleben, Illusionen sind und die Wahrheit unserer Wirklichkeit anderswo liegt (»Du aber, der heilige Sohn Gottes selbst, bist dir deiner Wirklichkeit nicht bewusst« [T-30.III.11:10]). Wie Jesus uns in Lektion 182 sagt:

Diese Welt, in der du zu leben scheinst, ist nicht dein Zuhause. Und irgendwo in deinem Geist erkennst du, dass das wahr ist. Eine Erinnerung an zu Hause hört nicht auf, dich heimzusuchen, als gebe es einen Ort, der dich zur Rückkehr riefe ... [du] fühlst dich hier wie ein Fremder von wer weiß woher ... ein Verbannter ... Es gibt niemanden, der nicht wüsste, wovon wir sprechen (Ü-I.182.1:1-5;2:1; Kursive v. Verf.).

Trotz der Erinnerung an unsere Identität, die vom Heiligen Geist für uns in unserem rechtgesinnten Geist aufbewahrt wird, spiegelt unser getrenntes Leben das exakte Gegenteil dessen wider, was der Geist als wahr erkennt. Wir leben hier als Körper in dem seltsamen, wenn nicht gar perversen Trost der Besonderheit, indem wir uns an ein Selbst, eine Welt und eine Wirklichkeit angepasst haben, die nicht unser Zuhause sind. Welch größeren Konflikt könnte es je geben, wenn unsere Worte und unser Verhalten selber, besonders wenn sie ein authentisches spirituelles Bestreben anzuzeigen scheinen, jener Wahrheit widersprechen, die unsere Gedanken uns über uns mitteilen?

So gehen wir alle in einem Konflikt durch die Welt, der unvermeidlich ist, denn unsere bewussten Worte oder unser Verhalten (in unseren besonderen Liebes- oder Hassbeziehungen) stehen nicht im Einklang mit unseren unbewussten Gedanken, ganz gleich, ob diese falsch- oder rechtgesinnt sind. Das Ego ist buchstäblich mit aller Macht darauf versessen, uns davon zu überzeugen, dass wir Körper und nicht Geist sind, ganz gleich, ob Letzterer von der Schuld wegen der Trennung oder von der Unschuld der Sühne erfüllt ist. Ein solcher Konflikt muss immer Angst nach sich ziehen, weil er sich der Wahrheit widersetzt, und das hat Schuld zur Folge, denn es erinnert uns an unsere ursprüngliche Opposition gegen die Wahrheit, als wir Gott sagten, dass seine Liebe nicht genug sei. Und darauf folgt der angsterregende Gedanke, dass er sich zornentbrannt an uns rächen wird. So steht in der folgenden Stelle aus dem Handbuch für Lehrer, in der ich im ersten Satz »magische Gedanken« durch »äußere Konflikte« ersetzt habe:

Was aber wird jetzt deine Reaktion auf alle äußeren Konflikte sein? Sie können nur die schlafende Schuld wiedererwecken, die du versteckt, aber nicht losgelassen hast. Jeder davon sagt deutlich zu deinem verängstigten Geist: »Du hast den Platz Gottes usurpiert. Denke nicht, dass er das vergessen hat« ... Und jetzt gibt es keine Hoffnung mehr ... Ein ärgerlicher Vater verfolgt seinen schuldigen Sohn. Töte oder werde getötet, denn nur hier gibt es eine Wahl. Jenseits davon gibt es keine, denn das, was getan wurde, kann nicht ungeschehen gemacht werden. Das blutige Mal kann nie beseitigt werden, und jeder, der dieses Mal auf sich trägt, muss den Tod erleiden (H-17.7:1-4,7,10-13).

Jeder, der in diese »trockene und staubige Welt« kommt, »wohin hungernde und dürstende Kreaturen kommen, um zu sterben« (Ü-II.13.5:1), trägt den oben genannten furchtbaren Gedanken in sich (das Mal der Sünde) und jeder von uns verleugnet ihn zunächst und ersinnt dann seine ganz eigene Weise, um ihn außen in der Welt der besonderen Körper auszudrücken. Wir glauben magisch, das Problem der Schuld ließe sich dadurch beseitigen, dass wir es auf andere projizieren und sie angreifen. Doch die Projektion funktioniert nicht, da Ideen ihre Quelle nicht verlassen. Was im Geist ist, bleibt im Geist:

Ideen verlassen ihre Quelle nicht, und ihre Wirkungen sind nur dem Scheine nach getrennt von ihnen. Gedanken sind vom Geist. Das, was nach außen projiziert wird und scheinbar außerhalb des Geistes ist, ist überhaupt nicht außen, sondern eine Wirkung dessen, was innen ist und seine Quelle nicht verlassen hat (T-26.VII.4:7-9).

Folglich stecken wir in dem Problem fest, was bedeutet, dass wir von diesem unversöhnlichen Konflikt zwischen »Gott« und dem Ego »besessen« sind, wie wir gerade in der Stelle aus dem Handbuch für Lehrer gelesen haben. Da Wahrnehmung durch Projektion erzeugt wird, was die Parallele zu Ideen verlassen ihre Quelle nicht ist, werden wir glauben, das, was wir projiziert haben, sei tatsächlich außerhalb von uns, und da wir nicht sehen können, was sich im Geist befindet, leben wir als Körper ständig den Konflikt aus, der im Innern wütet. Wie könnten wir dann durch die Welt gehen und nicht in einem Zustand von Terror sein? Unser verletzlicher Körper – physisch und psychisch – ist Beute für jede Art von dunklen Kräften jenseits unserer Kontrolle, die unser »Lebens«licht in jedem Augenblick ausblasen könnten, buchstäblich und im übertragenen Sinne.

Eine der Manifestationen dieses Konflikts zwischen unseren Gedanken und Worten bzw. unserem Verhalten besteht darin, dass wir möglicherweise auf der bewussten Ebene das Eine denken, fühlen oder wünschen, während wir unbewusst das Gegenteil wollen, ein Beispiel für das oben zitierte paulinische Syndrom. Am Anfang des Textbuchs heißt es:

Angst ist stets ein Zeichen von Anstrengung, die immer dann entsteht, wenn das, was du willst, mit dem in Konflikt steht, was du tust ... [du] kannst ... dich so verhalten, wie du glaubst, es tun zu müssen, ohne es aber voll und ganz zu wollen. Das erzeugt ein beständiges Verhalten, bringt aber große Anstrengung mit sich. In beiden Fällen sind Denken und Handeln nicht in Einklang miteinander, was eine Situation zur Folge hat, in der du etwas tust, das du nicht wirklich tun willst (T-2.VI.5:1,4-6).

Ein klares und offensichtlich relevantes Beispiel dafür wäre etwa die Art und Weise, wie Schüler mit Ein Kurs in Wundern umgehen und ihn praktizieren. Das berührt das wichtige Thema von Form und Inhalt, das den Kern der besonderen Beziehung bildet. Im Kurs heißt es:

Jedesmal, wenn dich irgendeine Form der besonderen Beziehung in Versuchung führt, Liebe im Ritual zu suchen, dann erinnere dich, dass Liebe Inhalt ist und nicht irgendeine Art von Form. Die besondere Beziehung ist ein Ritual der Form, das darauf abzielt, die Form auf Kosten des Inhalts auf den Platz Gottes zu erheben. In der Form liegt keine Bedeutung und wird sie niemals liegen (T-16.V.12:1-3).

Wenn wir als Schüler des Kurses ehrlich wären, würden wir begreifen, dass hinter den Formen unserer Arbeit mit dem Kurs – dem Studium des Textbuchs, dem Üben der Lektionen, dem Besuchen von Workshops und Seminaren, der Leitung von Gruppen oder der Teilnahme daran – oft der Inhalt unseres Widerstands steckt. Denken wir an das frühere Zitat aus der Schrift über Psychotherapie: »Selbst jene, die begonnen haben zu verstehen, was sie tun müssen, mögen sich immer noch dem Aufbruch widersetzen « (P-3.II.8:6). Mit anderen Worten: Sehr oft »fliegen« die Worte »auf«, mit denen wir unsere Liebe für den Kurs beschwören, aber unsere Angstgedanken »haben keine Schwingen«. Das muss zwangsläufig die Schuld und den Konflikt verstärken, die die Essenz der besonderen Beziehung bilden, und damit unseren Fortschritt auf der Reise stören.

Beispielsweise mache ich Schüler, die an Seminaren in unserer Foundation teilnehmen, manchmal auf ein seltsames Phänomen aufmerksam, das aufzutreten scheint, wenn sie hier sind. Sie sitzen stundenlang im Seminar, hören pflichtbewusst zu, machen sich fleißig Notizen und lesen getreulich die empfohlenen Stellen aus dem Kurs. Niemand könnte bezweifeln, dass sie aufrichtig die Lektionen der Vergebung lernen wollen, die darin bestehen, das Urteilen aufzugeben und jeden als gleich zu betrachten. Doch sobald sie am Ende der Stunde den Saal verlassen, ist es, als würde plötzlich ein riesiger Staubsauger über der Tür alle Vorsätze aus ihrem Geist saugen und ihnen die »Freiheit« geben, in ihre üblichen Urteile und die Belange ihrer Besonderheit zurückzufallen. Der Kontrast könnte nicht stärker sein, und Schuld muss notgedrungen daraus folgen, dass sie Jesus und seinen Kurs »verraten« haben.

All das lässt sich leicht vermeiden, wenn der Konflikt ins Bewusstsein gehoben wird und wir auf das Problem so schauen können, »wie es ist, und nicht die Weise, wie [wir] es arrangiert« haben (T-27.VII.2:2). Wenn wir den Lehrer wechseln und Jesus statt das Ego, die Vergebung statt die Schuld wählen, entscheiden wir uns dafür, ehrlich das wirkliche Problem anzuschauen: nämlich dass wir in unserer Unehrlichkeit nach dem Problem dort gesucht haben, wo es nicht ist, und dann danach trachten, auch die Lösung dort zu finden, wo sie nicht ist.

Worte und Gedanken:
Ehrlichkeit und das Ende des Konflikts

Am Anfang unserer Ausführungen über Ehrlichkeit wollen wir uns eine wichtige Stelle anschauen, die besagt, dass das Problem nicht das Egodenksystem an sich ist, sondern der Umstand, dass wir es verborgen halten, um uns auf diese Weise vor der Wahrheit zu schützen. So stellt das Ego sicher, dass das wirkliche Problem, nämlich die Entscheidung des Geistes für die Schuld, nie erkannt wird, sodass wir uns nicht dagegen entscheiden können:

Niemand kann Illusionen entrinnen, wenn er sie nicht ansieht, denn durch Nichthinsehen werden sie geschützt ... [wir] [also Jesus und der Leser] müssen ... erst dies [das Ego] anschauen, um darüber hinauszusehen, [da du ihm Wirklichkeit verliehen hast] ... Und wie sonst sind Illusionen aufzulösen außer dadurch, dass man sie geradewegs anschaut, ohne sie zu schützen? (T-11.V.1:1,5;2:2).

Noch prägnanter steht in einem späteren Abschnitt über den heiligen Augenblick, dass wir nicht gebeten werden, alle Egogedanken aufzugeben, was im Frühstadium der Reise, in dem Jesus uns vermutet, fast unmöglich erscheinen würde. Wir werden vielmehr gebeten, diese Gedanken nicht zu behalten, denn sie mit Jesus anzuschauen würde sie mit Sicherheit auflösen:

Die notwendige Bedingung für den heiligen Augenblick ist nicht, dass du keine unreinen Gedanken hast. Sie ist jedoch, dass du keine hast, die du behalten möchtest (T-15.IV.9:1-2).

Unsere Konflikte und unsere Schuld zu Jesus zu bringen ist die einzige wahre Ehrlichkeit, die in der illusionären Welt möglich ist, »dem Wahnsystem derjenigen, die die Schuld verrückt gemacht hat« (T-13.Einl.2:2). Es ist die Ehrlichkeit, mit der wir die Wahrheit unserer Situation erkennen, nämlich dass wir uns für das Ego statt für Gott entschieden haben. Das bedeutet, dass wir nicht länger die Unehrlichkeit dulden, zu glauben, unsere Probleme kämen von irgendwo anders her. Diese Unehrlichkeit drückt sich darin aus, dass wir uns auf die Form statt auf den Inhalt, die Erscheinung statt auf die Wirklichkeit konzentrieren. Wenn wir noch einmal auf die Beschreibung von Ehrlichkeit im Handbuch für Lehrer zurückkommen, lesen wir in der oben zitierten Stelle weiter:

Ehrlichkeit bezieht sich nicht nur auf das, was du sagst. Der Begriff bedeutet eigentlich, dass du konsequent bist. Es gibt nichts, was du sagst, das dem widerspricht, was du denkst oder tust; kein Gedanke widersetzt sich irgendeinem anderen Gedanken, keine Tat straft deine Worte Lügen, und keinem Wort mangelt es an Übereinstimmung mit einem anderen. So sind die wahrhaft Ehrlichen (H-4.II.1:4-7).

Auf den Alltag übersetzt, bedeutet diese konsequente Haltung, dass wir uns selber nicht die Geschichten glauben, mit denen wir die Gründe unserer Aufregung rechtfertigen (»Ich rege mich nie aus dem Grund auf, den ich meine« [Ü-I.5]). Jesus bittet uns um die kleine Bereitwilligkeit, mit offenen Augen auf diese Lügen zu schauen, sobald wir die Täuschung des Ego praktizieren, zu glauben, die Ursachen unserer Probleme lägen außerhalb von uns. Nach der bereits erwähnten Mahnung, nicht unseren guten Absichten zu vertrauen, sagt uns Jesus:

Vertraue aber blind auf deine Bereitwilligkeit, was immer sonst eintreten mag. Konzentriere dich nur darauf, und lass es dich nicht stören, dass Schatten sie umgeben (T-18.IV.2:3-4).

Es ließe sich sagen, dass die Versuchung der Welt darin besteht, ihr und ihren Lügen Glauben zu schenken. Wie ich oft betont habe, sollten wir nie wirklich jemandem glauben, der uns sagt, zwei und zwei sei vier. Jeder rechtgesinnte Mensch, der dem Protagonisten in Dostojewskis Novelle Aufzeichnungen aus dem Kellerloch folgt, weiß, dass zwei und zwei fünf ist. Mit anderen Worten: Die Welt entstand durch die Lüge der Trennung und des Angriffs (Ü-II.3.2:1-4) und wird durch ebendiese Lüge aufrechterhalten, die nun als außerhalb des Geistes wahrgenommen wird, der sie ersonnen hat. Warum sollten wir also der Welt oder irgendjemandem glauben, der ihr Fundament der Lügen und Schatten stützt, indem er dem Irrtum der Trennung und Besonderheit Wirklichkeit verleiht?

Sobald die illusionäre Prämisse des Ego als wahr akzeptiert wird, muss alles, was daraus folgt, ebenso illusionär sein. Vergegenwärtigen wir uns unsere beiden Prinzipien: Ideen verlassen ihre Quelle nicht und Wahrnehmung wird durch Projektion erzeugt. Das ist das Argument in der Übungsbuchlektion 76 »Ich unterstehe keinen Gesetzen außer den Gesetzen Gottes«, in der der Wechsel von außen nach innen, von der Welt zum Geist, von der Illusion zur Wahrheit ausgedrückt wird. Jesus kommt laufend auf diesen Wechsel der Wahrnehmung zurück. Das Ende des Abschnitts von »Ich brauche nichts zu tun« in Kapitel 18 des Textbuchs, ursprünglich eine persönliche Botschaft an Helen Schucman, die den Kurs niedergeschrieben hat, stellt den zentralen Gedanken des Kurses klar heraus:

Irgendetwas tun bezieht den Körper ein. Wenn du begreifst, dass du nichts zu tun brauchst, hast du den Wert des Körpers aus deinem Geist abgezogen ... Nichts tun heißt ruhen und einen Ort in dir schaffen, an dem die Aktivität des Körpers aufhört, Aufmerksamkeit von dir zu fordern ... Du wirst dir dieser ruhigen Mitte im Sturm stärker bewusst sein als seiner ganzen tobenden Aktivität (T-18.VII.7:1-2,7;8:2).

Diese ruhige Mitte ist der Sitz der Ehrlichkeit, denn hier endet der scheinbare Konflikt zwischen Wahrheit und Illusion, der dem Ego sein täglich Brot liefert, nur dass das Brot schimmelig und die Butter ranzig ist. Die Gaben des Ego sind ein solch schäbiger Ersatz für Gottes Gabe von sich selbst, dass wir uns fragen müssen, wie wir je so wahnsinnig sein konnten, solch eine »Parodie« und »Travestie« unseres wahren Selbst zu akzeptieren (T-24.VII.1:11;10:9).

Und doch haben wir es getan und tun es immer noch. Folglich bittet uns Jesus, ehrlich mit ihm zu sein und ihm nichts vorzuenthalten, was im Grunde bedeutet, uns selbst nichts vorzuenthalten. Und darin liegt die Arbeit mit dem Kurs. Was Jesus von uns braucht, ist, dass wir uns offen und ehrlich die »Reste der Angst« in uns anschauen, denn diese kleinen Gedanken der Besonderheit, des Urteils und Angriffs genügen, um in unserem Gewahrsein eine Blockade gegen seine liebevolle Gegenwart in unserem Geist zu errichten. Damit würde seine Hilfe machtlos, denn wir können nicht von seinem weisen und liebevollen Rat profitieren, solange wir gegenüber unserem Wunsch, ein Ego zu sein, ambivalent bleiben. So sagt er zu uns:

Halte Ausschau nach den Resten der Angst in deinem Geist, sonst wirst du mich nicht bitten können, es zu tun ... Hab Acht und schau, worum du wirklich bittest. Sei darin ganz ehrlich dir gegenüber, denn wir dürfen voreinander nichts verbergen (T-4.III.7:5;8:1-2).

Unsere Ehrlichkeit gegenüber Jesus zeigt sich darin, dass wir die Arbeit tun, die er uns zu tun bittet: Wir schauen mit offenen Augen, frei von Urteil, auf die Geschichten und Lügen, die unser Ego uns erzählt. Glücklicherweise müssen wir nicht perfekt sein, doch wir brauchen in der Tat die kleine Bereitwilligkeit, unsere Entscheidung, ein Ego zu sein, der rechtgesinnten Wahrheit zu überbringen. Um es zu wiederholen:

Die notwendige Bedingung für den heiligen Augenblick ist nicht, dass du keine unreinen Gedanken hast. Sie ist jedoch, dass du keine hast, die du behalten möchtest (T-15.IV.9:1-2).

Die Bereitschaft zu lernen, zur Wahrheit Zugang zu finden, bedeutet daher nicht, dass wir den Prozess der Vergebung schon gemeistert haben. Tatsächlich ist dieser Gedanke so wichtig, dass er im Kurs zweimal auftaucht (T-2.VII.7; H-4.IX.1:10). Die Sühne anzunehmen, indem wir Vergebung praktizieren, ist ein Prozess, und das ist der Grund, aus dem wir am Ende des Übungsbuches daran erinnert werden, dass »dieser Kurs ein Beginn, kein Ende [ist]« (Ü-II.Ep.1:1). Wir werden nie gebeten, perfekt zu sein – nur Gott und Christus sind vollkommen –, doch wir werden um die kleine Bereitwilligkeit gebeten, zu lernen, vollkommen zu werden. Ehrlichkeit mit Jesus in Bezug auf unser Ego ist der erste und tatsächlich entscheidendste Schritt, da das Übrige sich unausweichlich aus unserem Entschluss ergibt, glückliche Schüler zu werden.

Eine hilfreiche Faustregel, die uns auf unserer Reise von der Unehrlichkeit zur Ehrlichkeit leitet, ist, alles, was uns am Tag begegnet, nach einem von zwei Kriterien zu bewerten: Entweder hilft es uns, die Sühne anzunehmen, oder es behindert uns. Was könnte einfacher sein und mehr im Einklang mit der Einfachheit der Lehren Jesu stehen, da es eine Variation dessen ist, was er beispielsweise am Beginn des Abschnitts mit der Überschrift »Die Einfachheit der Erlösung« sagt:

Wie einfach ist doch die Erlösung! Alles, was sie aussagt, ist, dass das, was niemals wahr gewesen ist, auch jetzt nicht wahr ist und es niemals sein wird. Das Unmögliche ist nicht geschehen und kann keine Wirkungen haben ... Wie schwierig ist es denn zu sehen, dass das, was falsch ist, nicht wahr sein und dass das, was wahr ist, nicht falsch sein kann? (T-31.I.1:1-3,7).

Innerhalb unserer Welt der Illusion ist all das wahr, was uns erlaubt, uns daran zu erinnern, dass wir Geist und nicht Körper sind und uns daher nichts außerhalb von uns verletzen kann. Das ist die Bedeutung hinter Jesu rhetorischer Frage und ihrer Beantwortung: »Sind Gedanken dann gefährlich? Für Körper ja!« (T-21.VIII.1:1-2). Aber nicht für einen Geist! Auch Vergnügen kann nie vom Körper sein, da er nichts fühlt, denn er existiert nicht außerhalb des Geistes, der ihn projiziert hat. Umformuliert lautet ein wichtiger Satz in Kapitel 28: »[Der Körper] genießt nicht das Vergnügen, das ihm zuteil wird, weil er gefühllos ist« (T-28.VI.2:2). Was daher in unserer Welt falsch ist, ist die Ebenenverwechslung: Ihr zufolge empfindet der Körper tatsächlich Lust und Schmerz und hat daher die Macht, uns unseren Frieden zu rauben oder ihn uns zu geben. Das wird im Übungsbuch knapp und prägnant so zusammengefasst:

Der scheinbare Preis dafür, dass du den heutigen Gedanken akzeptierst [»Meine Erlösung kommt von mir«], ist dieser: Er bedeutet, dass nichts außerhalb von dir dich erlösen kann und nichts außerhalb von dir dir Frieden bringen kann. Er bedeutet aber auch, dass nichts außerhalb von dir dich verletzen oder deinen Frieden stören oder dich in irgendeine Weise aufregen kann (Ü-I.70.2:1-2).

Anders ausgedrückt, lautet die Wahrheit in dieser vom Ego gemachten Welt, dass die Entscheidung des Geistes für Schuld die Ursache von allem ist, was wir als Körper (physisch und psychisch) empfinden, und diese Empfindungen nichts weiter als Wirkungen sind. Die Lüge besteht darin, dass die Welt und ihre Gesetze die Ursache unserer Schmerzen und Freuden bilden, über die wir fast keine Kontrolle haben:

Einst warst du dir dessen nicht bewusst, was eigentlich die Ursache für alles sein muss, was die Welt dir ungefragt und ungebeten aufzudrängen schien. Einer Sache warst du dir sicher: Unter all den vielen Ursachen, die du als schmerz- und leidensbringend für dich wahrnahmst, war deine Schuld nicht (T-27.VII.7:3-4).

Entscheiden wir uns schließlich, die Wahrheit, die der Heilige Geist uns lehrt, zu lernen und in unserem Leben zum Ausdruck zu bringen, sind wir imstande, in unseren Geist zurückzukehren und eine andere Wahl zu treffen, nämlich Vergebung statt Schuld. Wenn die rechtgesinnte Wahl getroffen ist, ist die Schuld vergangen, und unsere liebevollen Gedanken der Vergebung und des Nichturteilens lenken unseren Körper bzw. unser persönliches Leben in Form von Handlungen, die nur liebevoll, vergebend und nichturteilend sein können. Diese Folgerichtigkeit bildet die Ehrlichkeit unseres Lebens hier, bei der unsere Gedanken und Worte (und unser Verhalten) das Einssein der Liebe des Himmels spiegeln.

Sobald wir unsere Perspektive gewechselt haben, macht die Kleinheit der Egowelt der Körper sanft der Größe der Macht des Geistes Platz, der nichts weniger ist als das Mittel, um den Himmel oder die Hölle zu wählen. Mit den Worten von »Verwandlung«, einem Gedicht aus der Feder von Helen Schucman:

Das, was belanglos war, nimmt zu
an Größe, während das, was groß erschien,
die Kleinheit wieder annimmt, welche ihm gebührt.
Was dunkel war, wird hell, und das, was vordem hell
war, flackert und wird fahl, bis es vergangen ist.

Der Frieden Gottes, den das Ego als trivial beurteilt hat, wird jetzt zum einzigen Zweck des Lebens, und das Bedürfnis, weltliche Ziele zu erreichen, wird schwächer, bis es ganz verschwindet. Unter Jesu Führung lernen wir, die Symbole der Welt der Besonderheit als Mittel zu benutzen, um über sie hinauszugelangen zur Sühne, welche die Wahrheit des Geistes bildet. Das ist das Wort jenseits von Worten, dessen Erlangen unser eigentliches Ziel ist. Diese Vollendung der Reise, die wir mit Jesus und dem Kurs unternehmen, ist der Ausdruck der Entscheidung des Geistes, den Lügen unserer falschgesinnten Gedanken ein für allemal keinen Glauben mehr zu schenken, sondern die eine Wahrheit unserer Wirklichkeit als ungetrenntes Selbst zu akzeptieren: Ideen verlassen ihre Quelle nicht, und somit haben wir unser Vaterhaus nie verlassen. In »Lied an mein Selbst«, einem weiteren von Helens Gedichten, steht der freudige Ausruf:

Ich ging von meines Vaters Haus nie fort. Was brauch
ich eine Reise, die zurück zu ihm mich führt?

So endet unsere Reise, wo sie begonnen hatte: im Geist, in dem die Macht der Entscheidung liegt. Wo wir uns einst gegen das Wort der Sühne entschieden und ein massives, wenn auch illusionäres Denksystem der Schuld, Strafe und des Todes und anschließend eine Welt der Schuld, Strafe und des Todes errichtet hatten, um es zu verbergen, heißen wir jetzt das Wort willkommen, das die Lügen in der sanften Flamme der Wahrheit auflöst. Wir haben die wirkliche Welt erreicht, das Wort und den Gedanken jenseits aller Worte und Gedanken.

Jenseits von Worten und Gedanken:
Ein Gedanke

Sehr selten erwähnte Helen mir gegenüber noch eine andere Ebene des »Hörens«, die über ihre Erfahrung von Jesu Stimme und seine Worte hinausging. Bei bestimmten seltenen Gelegenheiten (ich bezweifle, dass es mehr als vier oder fünf Mal geschah) war ich zugegen, als Helen sich selbst und mir gestattete, diese andere Dimension zu erfahren. Ihr Geist ging über die duale Ebene hinaus, und sie wirkte in diesen Augenblicken zeitlos, in einen Zustand verwandelt, in dem sie schließlich mit dem verschmolz, was ich in Jenseits der Glückseligkeit als Helens Priesterinnen-Selbst bezeichnet habe. In diesen wahrhaft heiligen Augenblicken wurde mir ein flüchtiger Blick von ihrer wahren Identität zuteil, einem egolosen Selbst jenseits der Welt, das kaum hier war und das menschliches Denken und Fühlen transzendierte. Die Worte, die sie in solchen Augenblicken äußerte, flossen durch sie von einer Quelle, die eindeutig nicht von dieser Welt war; sie spiegelten eine uralte, ewige Weisheit, das Wort jenseits von Worten, das geduldig darauf wartet, dass der Geist es akzeptiert.

Dieses egolose, erkennende Selbst war die wirkliche Helen, so wie es auch unser wirkliches Selbst ist, obwohl der Name »Helen« (oder unser eigener) hier nicht wirklich passt. Die Person, die die Welt als unser Selbst kennt und auf die wir uns fast die ganze Zeit über beziehen – der Götze der Besonderheit –, steht mit diesem anderen Selbst in keinerlei Beziehung. Dasselbe gilt für den Gedanken, den Gott von uns hat, den Christus, den er als eins mit sich schuf, wie es in dem wunderschönen Absatz gegen Ende des Textbuchs heißt:

Jenseits aller Götzen ist der Gedanke, den Gott von dir hat. Vollkommen ungestört vom Aufruhr und den Schrecken dieser Welt ... bleibt der Gedanke, den Gott von dir hat, genauso, wie er immer war. Von einer Stille umgeben, die so vollständig ist, dass kein Schlachtgetöse auch nur entfernt sich nähert, ruht er in Gewissheit und vollkommenem Frieden. Hier wird deine eine Wirklichkeit sicher bewahrt, der gesamten Welt vollständig ungewahr, die Götzen anbetet und Gott nicht erkennt. Seiner Unveränderlichkeit und seiner Ruhe in seinem ewigen Zuhause vollkommen sicher, hat der Gedanke, den Gott von dir hat, nie seines Schöpfers Geist verlassen, den er erkennt, so wie sein Schöpfer weiß, dass er da ist (T-30.III.10).

Im gesamten Kurs macht Jesus uns deutlich, wie belanglos Worte sind, denn es ist nur der Inhalt hinter der Form, der wichtig ist. In der Einleitung zu den Übungsbuchlektionen 181-200 spricht Jesus im Zusammenhang mit unserer »Reise jenseits der Worte« (3:1) von der Unzulänglichkeit von Worten (»kaum noch von Bedeutung« [2:5]), um das zu vermitteln, was jenseits der Blockaden liegt, die er uns aufzuheben hilft. In der Übungsbuchlektion 183 – »Ich rufe Gottes Namen und meinen eigenen an« – spricht er davon, dass Worte bedeutungslos sind, um Gott zu erreichen, der hinter allen Worten steht (7:3-4; 10:3).

Folglich können Worte, die ja dem Zweck und Bedürfnis des Ego dienen, uns getrennt zu halten, nie wahr sein, auch wenn sie verwendet werden können, um Gottes Sohn zu helfen, das illusionäre Wesen seiner Welt und seines Selbst zu erkennen.

Der Lehrer Gottes muss ... lernen, Worte in einer neuen Weise zu benutzen... [er] lernt ..., wie er seine Worte für sich auswählen lassen kann, indem er aufhört, für sich selbst zu entscheiden, was er sagen wird ... Er kontrolliert die Richtung seines Sprechens nicht. Er horcht und hört und spricht (H-21.4:4-5,8-9).

Wenn der Heilige Geist ihren Zweck neu gedeutet hat, führen unsere Worte zum Wort. Die Vergebung der uns einst so teuren Illusionen spiegelt jetzt die Liebe des Himmels, und wir sind nur noch wenige Schritte vom Ende des Traums entfernt. Damit können wir nicht mehr von den konkreten Dingen der Welt versklavt werden, denn wir sind des einen Wortes gewahr, das hinter ihnen allen steht. Dieses Wort – die Erinnerung an die Liebe, die die Sühne bringt – ist unser wahres Ziel. Und so werden wir im Lied des Gebets (S-1.I.4) daran erinnert, dass es nur Gottes Liebe ist – das eine Wort und der eine Gedanke –, die wir wirklich wollen, nicht die kleinen Worte, die von unserer Entscheidung herrühren, getrennt und konkret zu sein. Nun entscheiden wir uns für das abstrakte Selbst, das Gott als eins mit sich schuf. Daher bittet uns Jesus, die konkreten Bedürfnisse und Bitten unseres Lebens zu übersehen und stattdessen um Gottes wahre Antwort zu bitten. Das ist die Antwort, nach der wir in Wahrheit suchen, die einzige, die wir akzeptieren, die einzige, die wir wirklich lieben.

Ausgestattet mit der sanften Kraft dieses Wortes jenseits der Worte, der Liebe anstelle der besonderen Liebe, mit Jesus anstelle des Ego, leben wir unser Leben im Bewusstsein unseres wahren Zwecks: uns nicht von den »Stimmen von Toten« (Ü-I.106.2:3) täuschen zu lassen. Stattdessen hören wir die Stimme, die vom Leben und der Liebe spricht, die uns sanft nach Hause führt, während wir zusammen mit Jesus und all unseren Brüdern »in die Gegenwart jenseits des Schleiers [eingehen], nicht um verloren, sondern um gefunden zu werden, nicht um gesehen, sondern um erkannt zu werden« (T-19.IV-D.19:1). Das Wort ist endlich zu uns gekommen, und wir sind das Wort.

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